Streetphotography fasziniert mich seit einigen Jahren mehr als jedes andere fotografische Genre.
Ich gehe am Liebsten in Fotoausstellungen von Streetfotografen ( z.Bsp Ara Güler oder Vivian Maier in 2015 bisher) oder studiere in anderen Ausstellungen insbesondere diese Art der Fotografie mehr als alle anderen.
Warum gerade Streetphotography?
Ich glaube für mich sind es vor allem zwei Aspekte: das Alltagsleben nicht gestellt, ungeschminkt festzuhalten und ein Stück auch Voyeurismus. Sicherlich würde ich mich gern auch als Fotografin sehen, die den heutigen Zeitgeist für spätere Generationen dokumentiert. Mir ist natürlich vollkommen klar, dass es im Angesicht der Flut an Kameras jeglicher Art zumindest in Berlin ein Wunschgedanke ist.
Allein stehe ich mit dieser Faszination für Streetphotography nicht da, dass konnte ich bei den zwei komplett überfüllten Besuchen der Vivian Maier Ausstellung im Februar sehen. Vivian Maiers Fotografien sind nicht nur Zeitzeugen und Streetphotography, sie leben natürlich auch noch von ihrem ganz speziellen Blickwinkel.
Wie ich an Streetphotography rangehe und wie wichtig mir der Respekt dem Portraitierten gegenüber ist, kann man in meinem Beitrag Streetphotography in Bangkok nachlesen.
Buchtipp: Street Photography Now
Streetphotography in Berlin: Geht das?
Bis zu meiner längeren Reise durch Asien letztes Jahr, habe ich Streetphotography in Berlin es eher sporadisch betrieben. Nicht weil mich die Leidenschaft noch nicht gepackt hatte, sondern weil es in Deutschland und gerade Berlin ein richtig heikles Thema ist. Vor allem die rechtlichen Aspekte, sobald ich ein Foto veröffentlichen möchte.
Klar finde ich es als Mensch Synke wichtig und gut, dass unsere Privatsphäre durch Gesetze geschützt ist, aber als Fotografin möchte ich mich gern in diesem Genre entwickeln. Eine Zwickmühle über die ich mit anderen Fotografen schon oft philosophiert und diskutiert habe. Gerade die internationalen Amamteur-Fotografen mit denen ich letztes Jahr regelmäßig Fotowalks in den verschiedenen Nachbarschaften von Berlin veranstaltet habe, sehen es eher etwas lockerer.
Ein möglicher Weg ist es die fotografierten Personen vorher oder besser nachher, um ihre Einwilligung zur Veröffentlichung der Bilder zu bitten. Umsetzbar ist das aus meiner Sicht nicht immer, aber auch darüber wird sich seit der Streetphotography-Klage gegen den Fotografen Espen Eichhöfer häufig gestritten.
Eine humorvolle Auseinandersetzung mit dem Thema mit Bezug zu Espen Eichhöfer hat Sixtus kürzlich in seinem Artikel Über Fotografie, Kommunikation, dämliches Grinsen und den öffentlichen Raum verarbeitet. Sehr Lesenwert!
Abgesehen von den tatsächlichen Rechten, sind sich die Menschen in Berlin ihrer vermeintlichen Rechte auch sehr bewusst. Ungefährlich ist es deshalb nicht immer. Da wird schon mal gern auch nur auf Verdacht gepöbelt oder ein Drogendealer verlangt, die Fotos zu sehen und besteht auf Löschung. Ungeachtet dessen, dass er nicht einmal Ansatzweise im Bild war. Nicht das er das Recht dazu hätte, aber in diesem Fall verzichte ich lieber auf Ärger.
Diese Unsicherheit darüber was erlaubt ist und wo ich mich auf dünnes Eis begebe, dass sieht man meiner Streetphotography gerade in Berlin auch deutlich an. Ich gehe oft auf Nummer sicher. Fotografiere entweder gleich so, dass die Personen nicht eindeutig erkennbar sind oder ich veröffentliche ein gelungenes Ausdrucksstarkes Foto erst gar nicht. Ich hatte auch lange überlegt, diesen Artikel überhaupt zu schreiben.
Jetzt traue ich mich, weil ich das Berlin zeigen will in dem ich lebe.
Meine Ausrüstung
Eine Erfahrung die ich während meiner selbst organisierten Streetphotography Treffen letztes Jahr gemacht habe ist, dass große Kameras und Objektive eher bedrohlich wirken. Die Mehrheit meiner Aufnahmen entstanden mit folgendem Equipment:
- Spiegelreflexkamera: Nikon D5100
- Objektiv: Nikon 35mm Festbrennweite
Abgesehen von all dem ist Streetphotography eine gute Übung, etwas aus seiner Wohlfüllzone rauszukommen und lässt sich prima auf Reisen üben. Es nicht zu tun, dass kann ich mittlerweile einfach nicht mehr. Was meine Streetphotography Touren durch Bangkok, Yangon und auch Helsinki bereits gezeigt haben. Kopenhagen, Italien und die Bretagne schlummern wie Berlin bisher noch auf meiner Festplatte und dürfen vielleicht auch noch raus.
Wer sich gern etwas tiefer in die rechtlichen Aspekte einlesen möchte, dem kann ich den Beitrag von 22Place: Bilder von Personen veröffentlichen – Darauf musst du achten ans Herz legen.
11 Kommentare
Synke, Deine Street-Photos sind der Hammer!!!
Lass Dich nicht einschüchtern, sondern mach weiter. Du hast ein schönes Gespür für tolle Momente.
Mich selbst schüchtert Street auch sehr ein – insbesondere wegen der möglichen Reaktionen der Fotografierten. Vielleicht ist das ein Grund, warum ich gerade so auf Selbstporträts & Landscape & Nature abfahre. Allerdings möchte ich mein Portfolio auch um eine Street-Serie erweitern. Thema steht schon. Mehr dazu irgendwann bzw. auf meiner Portfolio-Seite kriegundliebe-photography.com. Sobald mein Theme rund läuft.
Freu mich auf unser Treffen im Mai.
LG, Bille
Oh, danke das ist voll lieb von dir. Ich bin gerade im Bezug auf Street immer sehr selbstkritisch. Deine neue Seite macht mich sehr gespannt, was da noch kommt. Die Schneebilder vom letzten Winter gefallen mir sehr…du hattest mich im Winter schon zum Nachdenken gebracht, mich auch an dieser Art Fotos mal zu probieren. Ich habe auch ein paar wehende Kleider im Schrank, falls du im Mai ein Model brauchst stelle ich mich zur Verfügung 😉
Freue mich auch dich bald zu sehen.
LG Synke
Deine Bilder sind wunderschön und es macht sicherlich stolz, sich selbst oder Angehörige auf solchen Kunstwerken zu entdecken. Doch als Mutter reagiere ich oft aggressiv, wenn jemand mein Kind fotografiert… besonders im Sommer, bei leichter Bekleidung.
Das ist ein schwer lösbares Dilemma, für Fotografen genau wie für die “Models”.
Danke Natascha. Ja, das kann ich auch voll verstehen und ich würde da nicht viel anders reagieren, wenn ich Kinder hätte oder mit Kinder von unterwegs wäre. Ich bin sehr zurückhaltend überhaupt fremde Kinder zu fotografieren, wenn es um Streetphotography geht.
Bei der Seifenblasen Szene am Hackischen Markt, habe ich die umstehende Eltern, um Erlaubnis gebeten.
Schöne Fotos, besonders die Radfahrerin gefällt mir gut!
Streetfotografie ist immer so ne Sache, die ich recht zurückhaltend angehe. Rechtliche Probleme (ist die Architektur des Baus dahinter oder das Aussehen der Beleuchtung bei Nacht rechtlich geschützt), wie reagieren die Fotografierten, wirkt das Bild überhaupt gut, wenn ich eilig was festhalten will… Da gibt es viele Dinge, die man erst sieht, wenn die passende Situation schon wieder vorbei ist und dann ist das wieder so ein ‘ah zu spät geknipst’ Moment, die ich bei streetfotografie zu oft habe. 😉
Ein schönes aber schweres Feld der Fotografie, wie ich finde. Vor allem, wenn es nicht aussehen soll, als hätte man nem Fotoneuling ne Kamera gegeben und der knipst einfach mal drauflos.
Wunderbare Momentaufnahmen, toller Bericht! Endet nur etwas abrupt 😉 Vielleicht kannst du die rechtliche Empfehlung, die sicherlich noch folgen sollte, noch ergänzen – danke!
Danke liebe Nicole. Ja, das ist mir heute auch aufgefallen. Habe einen Verweis zu einem Artikel zur Thematik eingefügt. LG
Hallo Synke,
Klasse deine Fotos, nicht zu aufdringlich und trotzdem spannend.
Ich liebe Streetfotos
Gruss Manfred
wenn du lust hast, meine Fotos
emfredo bei Fotocommunity
Hallo Synke, ja – es ist nicht so einfach in Berlin mit der Streetfotografie. Die Leute sind ziemlich sensibilisiert aus verschiedenen Gründen. Aber mir gefällt, daß Du trotzdem und noch dazu sehr ansprechende Fotos hier eingestellt hast. Danke dafür. Ich bin auch Berlinerin und fast alle Szenen sind mir vertraut. Wenn ich darf, hätte ich eine kleine Anmerkung zur Untertitelung “Hoppegarten (Berlin-Karlshorst)” Entweder warst Du in Karlshorst auf der Trabrennbahn oder in Hoppegarten auf der Galopprennbahn. Hoppegarten liegt außerhalb von Berlin 😉 Schau mal, was da durcheinander gerutscht ist.
Hallo Else,
danke und ja es wird immer schwieriger. Es freut mich trotzdem, dass die Fotos ansprechen. Danke für den Hinweis mit Hoppegarten, dass habe ich tatsächlich durcheinander gebracht. Mir war ehrlich nicht bewusst, dass es zwei Pferderennbahnen gibt. Ich passe das natürlich an.
LG Synke
Hallo Synke,
deine Bilder gefallen mir sehr. Ich mache schon seit ein paar Jahren Straßenfotografie und mein Moto dazu ist deinem
“Jetzt traue ich mich, weil ich das Berlin zeigen will in dem ich lebe”, ähnlich. Ich will zeigen wie die Zeit war, in der ich gelebt habe. Ich selber sehe mir sehr gerne alte Fotos an und versuche mich dann in diese Zeit hineinzuversetzen. Und was die Ängste beim Fotografieren angeht, da sag ich mir, das ganze Leben ist ein Risiko, also sei mutig und tu was die tun musst. Bis jetzt hatte ich keine Probleme, eher Zuspruch, auch von einem, der auf der Titelseite eines meiner Kalender abgebildet ist.
Liebe Grüße
Marianne