Da stand ich nun in einer exotischen und fremden Stadt, ALLEIN! Was hatte ich mir nur gedacht? Yangon war nicht London, Valencia oder New York. In diese Städte war ich in meinen Zwanzigern nicht nur gereist, sondern bin dort einfach hingezogen. Okay vielleicht auch ein große Sache, aber das habe ich nie so empfunden. Der Plan war zwei Wochen allein durch Myanmar zu reisen. Das war ein große Sehnsucht von mir gewesen, aber plötzlich wusste ich nicht genau was ich hier machen sollte.
Am Tag zuvor war ich um die Mittagszeit am Flughafen von Yangon angekommen. Die Taxifahrt ohne Klimaanlage ins historische Zentrum von Yangon gab mir nicht nur einen Eindruck von der Hitze hier, sondern auch vom kolonialen Flair der Stadt im Süden von Myanmar. Am frühen Morgen stattete ich der beeindruckenden Schwedagon Pagode einen 3 stündigen Besuch ab. Die Mittagshitze hatte ich in der Kühle meines Guesthouses verbracht. Soweit so gut, aber nun?
Das war alles gut gelaufen, aber was tun an diesem Nachmittag in der ehemaligen Hauptstadt des Landes? Es gab weitere Pagoden wie die Sule Pagode oder den Park, aber das sowie die nähere Umgebung hatte ich schon am Vorabend gesehen.
Auf der Rückseite eines kleinen Touristen-Flyers entdeckte ich plötzlich eine vielversprechende „Laufroute“ durchs historische Yangon. Warum bin ich da nicht gleich drauf gekommen? Meine ganz eigene Street Photography Tour durch die Stadt! Die kleine Karte nicht größer als mein Smartphone sollte mir als Orientierung für meine eigene kleine „Street Photography Tour“ dienen.
Zuerst wollte ich etwas essen. In einem Elektronikladen erstand ich schnell noch eine weitere Speicherkarte für meine Kamera. Zur Sicherheit! Ich bekam nicht nur eine 16GB Speicherkarte zu einem Schnäppchenpreis von 11US$, sondern auch einen tollen Tipp für ein indisches Restaurant ganz in der Nähe. Gestärkt durch ein sehr schmackhaftes vegetarisches Curry, zog mich meine brennende Neugier in die immer noch vor Hitze glühenden Straßen der Stadt.
Zu Fuss durch Yangon, der ehemaligen Hauptstadt Myanmars
Wer meinen Artikel zur Streetphotography Tour durch Bangkok gelesen hat, weiß wie ich ans Fotografieren rangehe.
Fußgängerampeln habe ich keine gesehen. Zur Überquerung von große Straßen hat man zwei Möglichkeiten: das Wagnis als Gruppe oder die Fußgängerbrücke. Ich habe beides ausprobiert. Fototechnisch bietet ist die Fußgängerbrücke definitiv die besseren Ausblicke und mehr Sicherheit.
George Orwells berühmten Roman Tage in Burma (Burmese Days) konnte ich trotz der vielen Buchhändler in der Pansodan Road nicht ausfindig machen. Abgesehen von diesen gebrauchten Büchern wurden neben neueren Büchern auch viele Schulbücher und Unterrichtsmaterial in Burmesisch und Englisch angeboten.
Einige der beeindruckenden kolonialen Bauten wurden bereits saniert. Andere ließen meine Fantasie sprühen angesichts ihres alten kolonialen Charms.
Die Pansodan Road führte zum “Yangon River”. Ich fand allerdings keine Möglichkeit dort über die Straße zu gelangen und ich konnte auch keinen Park oder etwas ähnliches erkennen. Einfach im Hafen rumlaufen, erschien mir auch keine besonders gute Idee und so schlenderte ich bis zum berühmten Strand Hotel auch “The Strand”.
In Yangon zeugen nicht nur die ehemaligen britischen Regierungspaläste von der kolonialen Vergangenheit, auch die Wohnhäuser im Zentrum versprühen den Charme einer längst vergangenen Zeit.
Neben der buddhistischen Sule Pagode die einen zentralen Punkt bildet, führte mich meine Stadterkundung vorbei an Kirchen, Moscheen und Hindu Tempeln.
Obst- und Gemüsemärkte entlang der Maha Bandoola Road, westlich der Sule Pagode. Nicht nur Lebensmittel und Kleidung wurde auf Märkten entlang der Strassen verkauft auch Verbrauchswaren wie Seife, Shampoo oder Kondome wurden angeboten. Mir schien es so, dass es jeweils genau bestimmte Straßenzüge für die verschieden Waren gab. Bücher hier, Lebensmittel dort und Kleidung wieder woanders. Gehsteige und Strassen dienten dabei als Marktplatz.
Die “Holy Trinity Anglican” Kirche wirkt ein bisschen deplatziert, als ich aus dem Wirrwarr der Straßenmärkte auf die stark befahrende Bo Gyoke Road stoße. Vorbei an Strassenverkäufern, Fahrradtaxis und dem alten weinrotem Bahnhofsgebäude endet meine Tour vor meinem Gasthaus.
Müde, aber überglücklich genieße ich am Abend den Ausblick über Yangon vom Balkon meiner Unterkunft. Im Haus gegenüber kann ich die Menschen in den unteren Stockwerken bei ihrer Arbeit zusehen. Eine Frau bügelt im Schneidersitz auf dem Boden ihres kolonialen, wenn auch äusserlich heruntergekommenen Hauses. Am nächsten Tag verlasse ich Yangon, das restliche Myanmar wartet auf mich und meine Kamera.
Meine Route durch Yangon
Die Strassen von Yangon sind im Zentrum nach Schachbrettmuster angelegt. Die folgenden Hauptstraßen dieser Route sollen als grobe Orientierung dienen. Gerade am Ende hielt ich mich eher von den großen Strassen fern und bin durch Parallelstraßen gewandert. Dort gab es nicht nur weniger bis keine Autos, auch bekam ich dort noch einmal ganz andere Einblicke in den Alltag der Stadtbewohner.
Anawratha Rd. –>Sule Pagode Rd. –> Sule Pagode und Mahabandoola Garden (Park) –> Mahabandoola Rd. –> Pansodan Rd. –> Pansodan Rd. –> Strand Rd. –> Strand Hotel –> Strand Rd. –> Sule Pagode Rd. –> Sule Pagode Rd. –> Sule Pagode –> Mahabandoola Rd. –> Shwe Dagon Rd. –> Shwe Dagon Rd. –> Bo Gyoke Rd.
Weitere Reisetipps und -empfehlungen zu Yangon und Myanmar
- Myanmar Reisevorbereitungen
- Mehr über die Burmesen erfährst Du in meinem Foto-Artikel Gesichter von Myanmar
- Detailierte Myanmar-Info in meinem Guide: Myanmar von A-Z. Tipps zur Reisevorbereitungen
Stehen Yangon und Myanmar auf Deiner Bucket-Liste oder planst Du schon Deinen ersten Trip dorthin? Erzähl mir in den Kommentaren davon!
10 Kommentare
Hallo Synke,
sehr schöne Bilder hast Du da gemacht.
Ich war 2004 dort und es sieht auf den ersten Blick sieht es so aus wie damals. Und wenn ich die Sule Pagode sehe, muss ich immer daran denken, wie wir damals um den Tempel geschlichen sind, der unsere frisch gebügelten 50 Euro-Scheine in einen riesigen Stapel Kyat gewechselt hat. Man konnte damals nirgends Geld abheben, ATMs gab´s auch nicht. Man musste alles in bar mit sich tragen.
Mit einer großen schwarzen Tüte voller Geldscheine unterm T-Shirt ging´s dann nach dem Wechseln zurück ins Hotel. Oh Mann, das war schon echt aufregend 😉
Ich glaub, ich muss da mal wieder hin.
Viele Grüße
Thomas
Danke Thomas! Das hört sich ja wirklich mega abenteuerlich an! Das mit den Geldautomaten hat sich ja von ca. Anfang 2013 auf Anfang 2014 schlagartig verändert. Allein in der Shwedagon Pagode standen an jedem der vier Ausgänge jeweils einer! Ich habe trotz der ATM überall auch Touristen getroffen, die meinen sie haben gehört man kann kein Geld abheben oder es ist nur für Lokals. Deshalb haben sie es gar nicht erst probiert. Fand ich ein bissle strange, man die Reiseführer für Myanmar sind in der Hinsicht wahrscheinlich schon veraltet, wenn sie aus dem Druck kommen. Ich habe überall Geld bekommen, das war auch irgendwie abenteuerlich 😉 Ansonsten schien Yangon trotzdem noch halbwegs unberührt von den typischen westlichen Einflüssen wie Plastikmüll, Werbeplakate usw.
LG Synke
Hallo Synke,
tolle Bilder!
Das mit der Route finde ich spitze. Bin gerade im Kopf mit dir mitgelaufen 🙂
Viele Grüße
Marcus
Hallo Marcus,
Danke, darüber freue ich mich sehr!
LG Synke
Super Artikel und die Fotos sind klasse. Am besten gefaellt mir das Bananen-Foto vom Truck 🙂
Schöne Eindrücke aus einem für mich völlig fremden Land 🙂
Liebe Grüße
Christian
Hallo Synke,
schöne Bilder. Besonders gut gefallen mir die schwarz/weiß Aufnahmen. Davon hätten es ruhig ein bisschen mehr sein dürfen. 🙂
Eine Anmerkung noch am Rande. An manchen Stellen im Beitrag reiht sich ein Bild an das andere ohne einen Zeilenabstand. Das hat auf mich ein wenig gepresst gewirkt und wird den tollen Aufnahmen nicht gerecht (subjektives Empfinden).
Ich bin auf jeden Fall gespannt, auf weitere Bilder.
Hallo Synke
Während ich in deinem Blog stöbere und die interessanten Fotos anschaue, sitze ich im Hotelzimmer in Bagan…. 🙂 Waren heute früh beim Sonnenaufgang fotografieren war einfach der Hammer. Schau mal rein bei unterweg.newtechcloud.ch
Gruss, Mario
Hallo Synke,
sehr schöne Bilder! Wir sind gerade aus Myanmar zurückgekommen und sichten gerade unser Bildmaterial. Vor allem vom letzten Tag sollten ein paar gute Fotos auf der Kamera schlummern 🙂
Yangon war für uns Start- und Endpunkt unserer Reise. Direkt am Anfang sind wir mit der Circle Line gefahren und habe die Fahrt text- und bildlich unter http://www.travelcats.de/asien/myanmar/yangon-circle-line/ dokumentiert.
Liebe Grüße
Stephan
Hallo Synke,
ich finde deinen Artikel über Yangon richtig toll, hauptsächlich, weil er deine Eindrücke und Erlebnisse beschreibt. Nicht, wie andere nur über die Highlights und Sehenswürdigkeiten berichten. Die Bilder geben einen Einblick ins Leben in Yangon.
Wir waren am Anfang des Jahres in Myanamar, und unsere Rundreise haben wir in Yangon gestartet und beendet. Wir haben darüber einen Beitrag geschrieben (https://www.travelsicht.de/yangon-sehenswuerdigkeiten-reisebericht/). Wenn du dich dafür interessierst, schaue bei uns vorbei! Wir freuen uns auf deinen Kommentar!
Viele Grüße,
Ildi