Ich bin kein Winterfan. Überhaupt nicht. Letztes Jahr bin ich deswegen sogar für 10 Wochen nach Südostasien geflüchtet. Mit sieben Jahren habe ich meine roten Skier an den „Haken“ gehängt“ und kann die Anzahl meiner Winterurlaube seitdem an einer Hand abzählen.
Trotzdem, als ich im September die Einladung von Freunden nach Ivalo erhielt, musste ich nicht lange überlegen. Warum? Ich war vor ein paar Jahren bereits für ein langes Wochenende im Norden Finnlands gewesen. Damals musste ich mir als absolutes Wintermuffel eingestehen, dass ein Winter mit Schnee, Skilanglauf, Rentieren und Sauna absolut fetzen und man im richtigen Winteroutfit auch bei Minusgraden nicht friert. Ganz zu schweigen von den sehr gut beheizten Häusern der Finnen, die nichts von meinem zugigen Berliner Altbau haben. Das und die Hoffnung dieses Mal Polarlichter zu sehen und zu fotografieren.
Ivalo liegt ca. 300 Kilometer nördlich des Polarkreises, was bedeutet das die Sonne dort von Dezember bis Januar nicht über den Horizont kommt. Es ist nicht stockdunkel, sondern eher eine mehrstündige Dämmerung. Ähnlich dem Moment bevor die Sonne aufgeht oder kurz nachdem sie untergeht. Die Nächte sind entsprechend lang und die Wahrscheinlichkeit auf Nordlichter ist vielleicht auch höher?
Kamoos = Polarnacht
Das Beste an der sogenannten Polarnacht ist, dass man mit ruhigem Gewissen länger schlafen kann. Um anschliessend ebenso in Ruhe zu frühstücken bevor es zu 10 Uhr raus in die schneebedeckte Natur Lapplands geht.
Schon auf dem Weg von Ivalo zum nahegelegenen Wintersportort Saariselkä kann man mit etwas Glück Rentiere über die Straße laufen sehen. Ich musste vor lauter Aufregung angesichts der wunderschönen Schneelandschaften, den ersten Fotografiestop auf halben Weg einlegen.
Inhalt
Schneelandschaften in finnisch Lappland
Schneeschuhlaufen
In Saariselkä angekommen, leihe ich mir bei Laplandsafaris neben den Schneeschuhen für die Foto-Schneeschuhe-Wanderung auch gleich richtige Winterschuhe für meinen kompletten Aufenthalt aus. Zum fotografieren und langsam „ankommen“ eignet sich Schneeschuhlaufen einfach am Besten.
Fotografieren im Schnee
Es geht immer mal wieder Berg hoch und Berg runter auf teilweise noch unberührtem Schnee. Die Bewegung tut gut. Das Schneebedeckte Winterwunderland Lapplands einzufangen, ist eine kleine Herausforderung.
Ich sehe überall Fotomotive, aber es dauert doch ein Weilchen in einer für mich optisch sehr fremden Umgebung eine spannende Bildaufteilung einzufangen. Zum Glück bin ich mit einer Expertin unterwegs. Die deutsche Fotografin Julia Harri lebt seit einigen Jahren im Norden Finnlands und hat Erfahrung beim Fotografieren im Schnee.
Ein kurzer Beitrag was ich beim Fotografieren im und von Schnee gelernt habe folgt später.
Lappisch Essen in Saariselkä
Die Bewegung und auch das ungewohnte Klima machen hungrig. Zurück in Saariselkä geht es mit dem Auto zu einem im Wald gelegenen, ganz romantisch eingeschneiten Restaurant. In Lappland gibt es überall in den Hotels und Restaurants eine Art Mittagstisch: „Lounas“.
Das können ein Buffet, eine Suppe oder einfach bestimmte Gerichte sein, die zum Beispiel zu einem Festpreis irgendwo zwischen 7 und 11 Euro angeboten werden. Abends kostet das Essen im teuersten Euroland locker das doppelte bis dreifache.
Es gibt heute aber Fleischsuppe, deshalb bestellen wir rote Beete-Pilz Risotto und später zum Nachtisch geht noch ein Stück Apfelkuchen mit einer Tasse Kaffee.
Alles Hausgemacht versichert der gastfreundliche Besitzer, als wir direkt vor dem offenen Kamin Platz nehmen. Wie überall ist es auch hier mollig warm und man muss sich als Erstes aus mehreren Schichten Klamotten schälen.
Finnisches Lieblingswort: Kahvipaussi
Hätte ich ein Wohnzimmer, das soviel Wärme und Gemütlichkeit ausstrahlt wie das Familiengeführte Restaurant „Laanilan Kievari“, würde ich sicher den kompletten Winter nicht mehr das Haus verlassen.
Ausser vielleicht für einen kleinen Verdauungsspaziergang, bei dem ich dann so tun könnte, als ob ich den Sonnenuntergang fotografiere.
Sauna in Lappland
Spätesten um 15 Uhr ist der Dämmerungszustand auch schon vorbei und es ist dunkel. Wirklich gefroren habe ich den ganzen Tag nicht einmal, aber Sauna geht trotzdem. Jedes finnische Haus und mit Sicherheit jedes Hotel in Lappland verfügen über eine eigene Sauna.
Ein wenig überrascht war ich, welchen hohen sozialen Stellenwert das Saunieren in Finnland hat. Den finnischen Saunatraditionen habe ich deshalb gleich einen eigenen Artikel gewidmet.
Nordlichter (Aurora Borealis) beaobachten und Fotografieren
Theoretisch könnte man nach einem Tag mit viel frischer Luft, Bewegung, vielen Fotos und gutem Essen locker zeitig ins Bett fallen. Wenn, ja wenn da nicht noch ein ganz großer Punkt auf meiner „Bucket“ Liste wäre. Einmal im Leben Nordlichter oder Polarlichter zu erleben und natürlich auch zu fotografieren. Meine Tipps zum Fotografieren von Polarlichtern habe ich auch aufgeschrieben.
Polarlichter waren mindestes fünfzig Prozent meiner Motivation für meine Reise nach Lappland. Deshalb ist es mir schon ein bisschen peinlich es zugeben zu müssen: fast wäre ich auf der Couch versackt. Am Ende siegte mein Entdeckerdrang und ich checkte nur mit meinem Flanell-Pyjama und dicken Winterstiefeln bekleidet mal kurz die Lage vor der Haustür. Zum Glück! Direkt über mir zog sich wie ein Regenbogen ein breiter grüner Streifen über den Sternenhimmel. Schnell wieder rein und ich schnappte ich mir Kamera, Stativ, Mantel, Mütze und Handschuhe.
Eine halbe Stunde später sitze ich etwas durchgefroren, aber überglücklich auf der Couch und sichte auf meinem Laptop die Nordlichter-Ausbeute. Ehrlich so einfach, wunderschön und aufregend hatte ich mir das nicht vorstellt. Überglücklich schlafe ich ein. Nichts ahnend wie viel schöner und beeindruckender es in der kommenden Nacht werden sollte.
Weitere Tipps für Winteraktivitäten in Lappland
- Ski-Langkauf
- Besuch einer Rentierfarm
- Rentierschlittenfahrt
- Huskysafari
- Schneemobil Safari
- Besuch beim Weihnachtsmann
Anreise
Ich verbrachte zuerst ein paar Tage in Helsinki und flog nonstop von dort mit einem Linienflug nach Ivalo, dass über einen eigenen kleinen Flughafen verfügt.
Was würdest du am liebsten tun am ersten Tag in einem Winterwunderland wie Lappland?
11 Kommentare
Synke!!! Dein Artikel hat meine Lust auf Finnland noch mehr geschürt. Ich muss, muss, muss dahin!!!
Ich bin zwar eigentlich auch kein Winterfan, aber das liegt hauptsächlich am fehlenden Schnee hier.
Toller Artikel und super schöne Fotos. 🙂
LG von „nebenan“,
Bille
Auf jeden Fall Billie. Lohnt sich wirklich. Was ich von dir auf Instagram an Schneefotografie gesehen habe, du hättest deinen Spaß im hohen Norden 😉
Oh jaaa, das glaube ich auch! Ich bin ja total verliebt in die Finnland-Idee, seitdem ich über Rovaniemi gestolpert bin beim googlen und für den Momondo-Test. Hach… <3
Übrigens finde ich die "jeden Winter eine Woche" Idee auch super! Wenn Finnland nur nicht so teuer wäre. Ich wollte eigentlich um Weihnachten rum hin, aber mir stockte dann der Atem, als ich die Preise sah. Oo
Ich fand es Anfang Dezember in Der Vorweihnachtszeit wirklich sehr schön. Musste ein wenig wegen Flügen hin und her schauen. Mit einen Zwischenstopp in Helsinki war es zudem von Berlin auch noch einmal günstiger. Norwegian Airlines hat gerade viele günstige Deals. Schau da mal rein. Halt mich auf dem Laufenden 😉
Oh Synke, wunderschöner Beitrag. Ich würde am liebsten auch sofort dahin fahren. Die Bilder sind wunderschön geworden. Ein bisschen wie im Märchen. Und wie gut, dass du noch raus bist und das wunderschöne Nordlicht gesehen hast. Klingt als hättest du da einen perfekten Tag erlebt und es war wunderschön, dass du ihn mit uns geteilt hast.
DANKE!
Alles Liebe
Tanja
PS Wie „wunderschön“ ich den Beitrage finde, sieht man glaube ich daran, dass ich das Wort gleich vier mal verwendet habe …peinlich … 😉
Ach quatsch. Immer frei raus schreiben 😉
Danke liebe Tanja, das war es wirklich. Ich denke ernsthaft darüber nach, jeden Winter mindestens eine Woche im Schnee zu verbringen. Idealerweise dort wo es Nordlichter und Kamine gibt 😉
Wunderschön trifft es eben auch am allerbesten 🙂
Wirklich wunderschöne Bilder und Worte. Ich habe noch nie wirklich in Betracht gezogen nach Skandinavien zu reisen, zumal es mich einfach immer in wärmere Gefilde zieht. Aber man spürt die Gemütlichkeit wahrlich beim Lesen und würde am liebsten sofort hinfahren. Danke für die Inspiration!
Auch die Erfahrung mit den Nordlichtern…wow! Echt großartig! Freue mich sehr für Dich!
Danke Anja. Wie gesagt mag ich auch lieber die Wärme, aber so macht Winter dann schon richtig Spass 😉
Hallihallo,
einen sehr schönen Blog hast du hier! Und der Artikel ist super. Bei mir musst du das Fernweh gar nicht erst wecken, ich war auch schon in der Region am Inari-See unterwegs, das war die beste Reise meines Lebens. Und du hast völlig recht, mit der richtigen Kleidung ist einem auch bei -40° nicht kalt 🙂
Liebe Grüße
Rosa