Mit ganz viel Glück kann man im Winter im hohen Norden Polarlichter erleben. Ein wunderschönes Himmelsereignis, für das man unter Umständen nur wenige Versuche hat, es auch zu fotografieren.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es deshalb extrem wichtig ist sich auf dieses Ereignis vorzubereiten, um die Polarlichter auch fotografisch eindrucksvoll einzufangen.
Bevor ich aus dem Nähkästchen plaudere und ich dir meine 5 Tipps zum Fotografieren von Polarlichtern verrate, noch ein kurzer Schwenker zur Entstehung dieses wunderschönen Feuerwerks der Farben und Formen.
Polarlichter sind schwer vorauszusagen und man benötigt wirklich auch etwas Glück, um sie zu erleben. Zum anderen treten die Polarlichter jedes Mal in einer anderen Intensität auf.
Manchmal nur kurz, ein anderes Mal sind sie lange zu sehen. Währenddessen können sie in unterschiedlicher Intensität und verschiedenen Farben über den Himmel tanzen oder auch mal länger und gleichbleibend wie ein grünes Band am Himmel stehen.
Inhalt
Wo und wann kann man Polarlichter fotografieren?
Polarlichter oder auch Nordlichter (Aurora Borealis) fühlen sich am wohlsten in der Nähe des Nord- oder Südpols (Aurora Australis). Da es dort in den Sommermonaten aber nie ganz dunkel wird, kann man die Polarlichter so ungefähr von Oktober bis März überhaupt erst sehen.
Je dunkler es ist desto besser, das heißt außerhalb von Ortschaften mit vielen Lichtquellen steigt die Wahrscheinlichkeit noch einmal etwas mehr.
Beliebte europäische Länder sind Norwegen, Schweden, Finnland und Island. Wobei die nördliche Region Lapplands, die sich über alle drei skandinavischen Länder spannt, tendenziell mehr „Polarlicht-Sichtungen“ verzeichnen sollte, als das sehr beliebte Reiseland Island.
Geografisch liegt Island nämlich unter dem Polarkreis. Sehr schön illustriert das die Aurora Borealis Live Vorhersage, an der man sich erstmal vor Ort auch gut die Wahrscheinlichkeiten anzeigen lassen kann.
Landschaftstechnisch ist die wunderschöne Natur in Island und Norwegen sicher besonders reizvoll für die Fotografie der Polarlichter.
Vorbereitungen zum Fotografieren von Polarlichtern
In Vorbereitung auf meine Reise nach Finnisch-Lappland im Dezember habe ich viel darüber gelesen, wie man zum einen überhaupt Nordlichter findet und zum anderen was beim Fotografieren von Nordlichtern zu beachten ist.
Grundsätzlich solltest du mit Langzeitbelichtung und mit deiner Kamera wirklich gut vertraut sein.
Zur Auffrischung hilft dir der Artikel 5 Tipps für für beindruckende Nachtfotografie und ganz viel Übung vorab!
Ohne Stativ geht es nicht
Ein Stativ und ein Fernauslöser gehören unbedingt ins Gepäck. Auch wenn ich auf Reisen sehr gern einen Funkauslöser nutzen, eignet sich bei kalten Temperaturen ein Kabelauslöser besser, weil sich Batterien bei Kälte sehr viel schneller entladen.
Wo wir schon beim Thema Batterien sind. Abgesehen davon dass Langzeitbelichtung sehr viel mehr Akku-Leistung benötigt, entlädt sich bei Minusgraden auch dein Kameraakku sehr viel schneller als du das gewohnt bist.
Den Extraakku nicht vergessen und am besten ganz nah am Körper tragen. Einen Blick in meine Fototasche bekommst du hier.
Das richtige Objektiv für Polarlichter
Ein lichtempfindliches Weitwinkelobjektiv. Für Langzeitbelichtung bei Nacht hat sich mein einziges Weitwinkelobjektiv, das Nikon Kit-Objektiv mit 18 – 55 mm bewährt.
Im Vornherein hatte ich die Befürchtung, das diese 18 mm zu wenig Weitwinkel wären und mein Objektiv mit 3,5 Blende auch zu wenig lichtempfindlich sein könnte, aber ein besseres Objektiv sprengte zu diesem Zeitpunkt mein Budget. Letztendlich war die Befürchtung vollkommen unbegründet.
Deine Klamotten
Es wird kalt sein! Ich hatte Glück und hatte es Anfang Dezember 300 km nördlich des Polarkreises abends „nur“ mit -6 Grad zu tun. An meinem zweiten Abend mit den Polarlichtern stand ich ca. eine ganze Stunde zum Fotografieren auf einem zugefrorenen Fluss.
Thermounterwäsche, richtige Schneeklamotten, Schafwollsocken und Schneestiefel waren da ein Muss. Dazu eine Mütze, die die Seiten deines Kiefers abdeckt und warme Fingerhandschuhe.
Wiederverwendbare Wärmekissen für die Hände retten dich, wenn die Hände anfangen steif von der Kälte zu werden. Anschließend am besten gleich in der Sauna aufwärmen.
Meine 5 Tipps Polarlichter zu fotografieren
1. Offenblende
Je Lichtstärker dein Objekt desto besser. Die maximale Blendenöffnung hängt von dem gewählten Objektiv ab. In meinem Fall war es eine Blende von f3,5 bei 18 mm Weitwinkel.
2. ISO
Es muss ganz klar unterschieden werden, ob Schnee liegt oder nicht. Schnee reflektiert ungemein! Leuchten die Polarlichter sehr intensiv oder sind sie nur sehr schwach zu erkennen?
Steht der Vollmond leuchtet hoch am Himmel? Wie lichtstark sind deine Kamera und dein genutztes Objektiv?
ISO mit Schnee: In meinem Fall traf gleich alles auf einmal zu. Weiße Schneelandschaften, Vollmond und sehr starke Polarlichter. Unter diesen Vorraussetzungen entstanden meine Fotos mit einer geringen ISO von 100 bis maximal 500.
ISO ohne Schnee: In diesem Fall musst du die ISO sicher erhöhen. Abhängig von der Lichtempfindlichkeit deines Objektes und deiner Kamera würde ich eine ISO irgendwo zwischen 400 bis 1500 wählen. Je höher die ISO, desto mehr wird dein Foto rauschen. Aber auch das hängt ganz von deiner Kameratechnik ab, das würde ich individuell vorher austesten.
3. Belichtungszeit
Je länger du belichtest, umso stärken werden die Farben der Polarlichter sein. Grundsätzlich sind 25-30 Sekunden einen gute Orientierung. Aber Polarlichter sind sehr unterschiedlich.
Manchmal kleben sie in ihrer Erscheinungsform richtig am Himmel oder sie verändern ihre Form sehr schnell. In diesem Fall ruhig auch mal mit einer kürzeren Belichtungszeit spielen.
4. Fokuspunkt bei Nacht finden
In der Dunkelheit einen Fokuspunkt zum „scharf stellen“ finden, kann der schwierigste Part sein. Auch gibt es Objektive, die da besser geeignet sind als andere. Das würde ich vorher unbedingt zu Hause üben.
Eine Möglichkeit ist es, auf einen sehr hellen Stern zu fokussieren oder ein Objekt im Vordergrund (ein Baum oder ein Haus). Dunkle Objekte kurz mit einer Taschenlampe anleuchten, mit Hilfe des Autofokus fokussieren und anschließend auf manuellen Fokus umstellen.
5. Bildkomposition
Nur den Himmel mit Polarlichtern zu fotografieren ist sicher für ein paar Aufnahmen spannend, aber irgendwann werden sich deine Fotos ähneln.
Suche dir unbedingt (falls möglich) eine spannende Landschaft als Vordergrund. Kleine Bäume, ein Häuschen oder einen See. Außerhalb der Schneesaison sind Flüsse oder Seen, worin sich das Licht nochmal schön spiegeln könnte, besonders reizvoll.
Klar ist es aufregend die Polarlichter zu fotografieren! Aber einfach nur dastehen und diesen unbeschreiblich schönen Moment genießen, den die Fotos einfach nie genauso einfangen können, solltest du dir zwischendurch auch unbedingt nehmen.
Polarlichter Links:
- Thomas lebt seit 17 Jahren im finnischen Oulu und ist im Winter regelmäßig auf Polarlichterjagd. Es lohnt sich seiner Facebook Seite Salamapaja zu folgen, wo er regelmäßig Polarlichterfotos teilt. Oder schau auf seiner Webseite vorbei.
- In dem Artikel von Inka auf Blickgewinkelt habe ich von dem Phänomen gelesen, dass es Menschen gibt, die Polarlichter optisch nur grau wahrnehmen: Wie Polarlichter wirklich aussehen
- Mehr Fotoinspirationen für Vordergründe von Polarlichtern
- Ortsspezifischer Polarlichter Radar für Norwegen
- Wo man in Norwegen Polarlichter sichten kann, dazu gibt es Tipps bei Levart World
Stehen Polarlichter auch auf deiner Wunschliste? Oder hattest du sogar schon das Glück sie zu fotografieren? Hast du weitere Tipps? Ab damit in die Kommentare!
12 Kommentare
Sehr gute Tipps, vielen Dank liebe Synke!
Das werde ich direkt mal ausprobieren, wenn sich hier in Norwegen die Polarlichter endlich mal blicken lassen (bzw. die Wolken sich endlich mal verziehen…)! 😉
Aaaah! Diese Tipps hätte ich genau eine Woche früher gebraucht 😀 Dann hätte ich vielleicht noch daran gedacht, mein Stativ nach Finnisch Lappland mitzuschleppen.
Da war ich nämlich gerade – und jeden Abend haben die Nordlichter am Himmel getanzt (es war mein erstes Mal, dass ich sie überhaupt gesehen habe). Nur hatte ich leider nicht damit gerechnet, dass sie um diese Jahreszeit überhaupt zu sehen sind. Trotzdem danke für die Tipps 🙂 Ich lerne sie jetzt auswendig und fahre NIE WIEDER ohne Stativ in den Norden…
Ach wie Schade! Aber es überhaupt zu erleben ist ja schon toll, oder? Ja, die Polarlichter halten sich nicht an Jahreszeiten wie viele glauben. Man kann sie in den Sommermonaten nicht sehen, weil es in diesen Breitengraden nachts nicht dunkel genug dafür wird!
Also ich hätte definitiv auch mal Lust Polarlichter zu fotografieren. Dafür müsste ich aber erst einmal meine Kameraausrüstung aufpimpen. Ich war zwar schonmal auf Island, aber im Mai sieht man eh keine Polarlichter mehr. Wie ich mich kenne, würde ich sowieso die ganze Zeit in den Himmel starren und vergessen Fotos zu machen. 🙂
LG Myriam
Im Prinzip funktioniert es mit jeder Kamera die über manuelle Einstellungen verfügt und dazu ein Stativ. Mehr brauchst du am Anfang nicht. Klar, bessere Ausrüstung bedeutet bessere Bildqualität, aber wenn man das Phänomen Polarlichter einfach für sich mal festhalten möchte muss es nicht die beste Ausrüstung sein. 😉
Mich würde mal interessieren ab wieviel Sekunden Aufnahme (Belichtungszeit) das Phänomen einsetzt, dass die Sterne durch die Erddrehung nicht mehr scharf aufgenommen werden. Gibt es da Erfahrungswerte oder Tipps die zu beachten sind?
@Peter dafür brauchst Du nur die 500-Regel heranziehen: 500/(brennweite) ergibt die max. Sekunden ohne Sterntrails. Brennweite dabei als 35mm Brennweite angeben, also im Zweifel den Crop Faktor berücksichtigen.
Ggf natürlich den Astrotracer ausgeschaltet lassen.
Hallo
welches Objektiv war das genau? Bei mir geht’s demnächst los nach Norwegen und ich hoffe dass die Bilder mit meiner Nikon D5100 gut werden. Was ist denn die beste Einstellung für die polarlichter?danke
Schau mal in meiner Fototasche (https://synke-unterwegs.de/fotoausruestung-reisen). Ich habe das Nikon Kit-Objektiv mit 18 – 55 mm für diese Fotos verwendet. Das Tamron 16-300 mm hatte ich diesen Sommer zum Fotografieren der Milchstraße im Einsatz und das hat auch gut funktioniert. Das Nikon Kit-Objektiv mit 18 – 55 mm ist recht erschwinglich und auch für ein kleines Budget zu haben. Grundsätzlich würde ich sagen je mehr Weitwinkel und je mehr Lichtempfindlich, desto besser. Neuere Kameras haben bei höheren ISO-Einstellungen mittlerweile immer weniger Rauschen, da reicht dann für den Anfang auch ein einfaches Objektiv.
Ich hoffe das hilft dir weiter?
Viel Erfolg! Synke
Welchen Weißabgleich sollte man wählen oder welche Farbtemperatur?
Kamera einpacken und Thermacare in den Beutel hängen?
Hallo,
ich fotografiere immer mit automatischen Weißabgleich. Da ich in RAW fotografiere, kann ich Weißablgeich und Farbtemperatur in der Bildbearbeitung entsprechend anpassen, wenn nötig. Ich nutze dafür Lightroom.
Ich bin nicht sicher, was du mit Thermacare in den Beutel hängen meinst?
Ich fahre nächsten Monat nach Schweden. Es ist ein Traum, die Polarlichter zu sehen und natürlich zu fotografieren.
Vielen Dank für die Tipps.