Eine einwöchige Segeltour auf einem Katamaran durchs türkis-blaue Wasser des Mittelmeeres ist nur ein Urlaub für die Schönen und Reichen oder für erfahrene Segler mit Segelschein? Das dachte ich zumindest lange, wenn ich irgendwo am Strand saß und in der Ferne die Segelboote vorbeiziehen sah.
Tatsächlich brauchst du weder ein eigenes Segelboot, noch einen Segelschein oder tiefgreifende Segelkenntnisse, um deinen Urlaub auf einem Segelboot oder einem Katamaran durch die Ägäis zu schippern.
Aber alles der Reihe nach.
Als sich mir letzten September die Möglichkeit bot, auf einem gemieteten Katamaran mit Skipper mitzusegeln und so einige Inseln der saronischen Küste und der Kykladen zu erkunden, musste ich nicht lange überlegen.
Ein kleiner Bonus war es mit einer fast ausschliesslich weiblichen Besatzung vom Athener Hafen Alimos für eine Woche in See zu stechen. Wie sich im Laufe der Woche herausstellte, fielen wir als 5-köpfige Frauen-Crew unter den Segelurlaubern auf wie ein bunter Hund.
Mehr zur Unterbringung und dem „Leben auf See“ auf „unserem“ Katamaran von Dream Yacht Charter (buchbar über Argos Yachtcharter) am Ende dieses Beitrags.
Jetzt nehme ich euch Landraten erstmal mit zum Inselhopping von Athen durch den Saronischen Golf und hinüber zur Inselgruppe der Kykladen. Also: „Schwimmwesten anlegen, Sonnencreme auftragen und die Ingwer-Kapsel gegen Seekrankheit bereithalten!“
Inhalt
Athener Hafen: Marina Alimos
Start und Endpunkt des einwöchigen Segeltörns ist die Marina Alimos im gleichnamigen Vorort von Athen. Samstags ist dort immer das große Ein- und Ausschiffen der Segelcharter.
Entweder verbringst du die Nacht zuvor in einem der vielen Hotels entlang des Küstenstreifen von Alimos oder wie ich ein paar Tage vorab in Athen, und kommst dann mit dem Taxi oder der Straßenbahn zur Marina Alimos.
Saronischer Golf und die Saronischen Inseln
Die ersten Tage werden wir durch den Saronischen Golf segeln und dabei mal zum Schwimmen, Erkunden und/oder zum Übernachten in den Häfen und Buchten der Saronischen Inseln Ägina, Poros, Hydra, Spetses und auch für einen kurzen Schwimmstop vor dem Festland der Peloponnes halt machen.
Jetzt aber:
Leinen Los und auf zur Insel Poros
Leinen Los! Auf der Überfahrt zur Insel Poros nutzen wir gleich die erste Chance zum Schwimmen, Schnorcheln und Stand-up-Paddeln vor der Insel Ägina. Ende September ist das türkis-blaue Wasser noch warm genug zum Baden. Lange bleiben wir hier nicht allein, eine Yacht und weitere Boote gesellen sich dazu. Es ist wohl ein beliebter Sonntagsausflug der Athener.
Am Nachmittag ankern wir nochmals entlang der Küste von Poros in der Love und der Russian Bay zum vergnügten Schwimmen mit Blick auf die Küste, gesäumt von Aleppo-Kiefern, bevor wir den Hafen von Poros zur Übernachtung ansteuern.
Der Hafen von Poros
Wieder festen Boden unter den Füßen lohnt sich ein Bummel entlang des Hafens und eine kleine Wanderung die hügelige Altstadt hinauf zum hellblauen Glockenturm von Poros mit Blick über die Altstadt, das Meer und das peloponnische Festland. Besonders schön am Abend zur goldenen Stunde. Über unseren Köpfen weht die griechische Flagge, die Fähre ins nur 60 km entfernte Athen läuft aus.
Anschliessend nimmt uns Skipper Petros zum griechischen Abendessen ins gemütliche Taverna Garden, im oberen Teil der Altstadt mit. Auch wenn sich das Restaurant mit seinem frischen Fisch rühmt, lässt sich aus diversem griechischen Tapas auch eine schmackhafte vegane oder vegetarische Mahlzeit zusammenstellen.
Ein veganes Reiswörterbuch für Griechenland zum Download.
Ich schlafe herrlich beim ganz leichten Schunkeln des Bootes im Hafen. Die Party zwei Boote weiter hält dagegen einige meiner Mitreisenden wach.
Am nächsten Morgen beobachte ich bei einer Tasse Tee, wie Poros langsam zum Leben erwacht. Hier gilt noch das griechische Lebensmotto siga-siga (immer schön langsam). Beim Bäcker an der Uferpromenade hole ich mit dem Skipper frisches Brot und unterschiedliche süße Teilchen für unsere Crew. Ein letztes Mal bewundere den rosa-blühenden Bougainvillea und streichle den Kopf einer mich erwartungsvoll anschauenden Katze.
Poros bietet natürlich weitere Sehenswürdigkeiten als den Glockenturm, die Gassen der Altstadt und den Hafen, Beim Segeln bleibt nicht immer die Zeit jede Insel auch eingehend zu erkunden, die Hauptattraktion ist für mich auf einer solchen Segeltour ganz klar das Meer, die Atmosphäre vor Ort und die Ausblicke auf Stadt und Küste.
Hydra: Insel der Künstler ohne Autos
Die Überfahrt nach Hydra ist recht kurz. Unser Skipper Petros möchte zeitig in Hydra ankommen, um im sehr kleinen und pittoresken Hafen einen guten Ankerplatz zu ergattern. In der Hauptsaison „stapeln“ sich hier wohl die Boote in dreier und vierer Reihen. Der Landgang wird dann ein Balanceakt von Boot zu Boot. Diese Mutprobe bleibt uns erspart.
Dennoch zeigt sich beim „Einparken“ im kleinen Hafen von Hydra, wie riesig unser Katamaran mit den 6 Kabinen doch ist. Skipper Petros kommt dezent ins Schwitzen. Wie schon in Poros stehen am Kai bereits hilfsbereite Einheimische und Segler der Nachbarboote bereit, um die Leinen aufzufangen und unsere „Grebe“ wie unser Segler heisst festzumachen.
Übrigens ist Hydra eine autofreie Insel und man setzt hier allein auf tierische „Hybriden“. Am Kai stehen Maulesel für den Transport von eintreffenden Waren des Festlandes bereit. Die Insel ist nicht nur Autofrei: keine Leuchtreklamen, keine Plastikstühle und auch keine Diskos oder große Hotelanlagen sollen den Charm der Insel mindern.
Die weißen Häuser der historischen Stadt Hydra mit ihren farbigen Türen und Fensterläden schmiegen sich an den Hang der Insel. Matrosin Eva und ich sind gut zu Fuß und erkunden wie einst Leonard Cohen, der hier viele Jahre lebte, die vielen schmalen Gässchen der Stadt. Entdecken dabei Badebuchten, mehre kleinen Kirchen und gehen in den kleinen Boutiquen shoppen.
Fürs Abendessen finden zwei meiner vegetarischen Mitseglerinnen und ich ein Restaurant mit gehobener Küche, versteckt in einem Innenhof. Auf der Speisekarte des Bratsera Hotel & Restaurant stehen auch vegetarische und vegane Gerichte.
Am nächsten Morgen wachen wir zu etwas rauher See auf. Die wir sofort zu spüren bekommen, als als wir den geschützten Hafen von Hydra verlassen.
Peloponnes – Abstecher „ans“ Festland
Da ich nicht ganz seefest bin, bleibe ich halbwegs mittig am Heck sitzen und fokussiere meinen Blick auf den Horizont. Dazu eine Zitronenlimonade und salzige Chips und ich überstehe die zweistündige Überfahrt zu den Peloponnes ganz gut.
Erst drehen wir eine Runde durch den Hafen von Port Helios, um später eine geeignete Badebuch Bucht für den Sprung ins Wasser anzusteuern.
Die Peloponnes sind übrigens der südlichste Zipfel des Balkan und für Landraten auch sehr reizvoll. Hier ein paar Tipps: Peloponnes Highlights.
Für den Landgang steuern wir am Nachmittag wieder eine der größeren Inseln an.
Spetses – Insel der Gewürze
Spetes will erobert werden, das lässt es uns bereits deutlich spüren als unser Katamaran für einen kurzen Landgang mit Wind und Wellen zu kämpfen hat, um am Außenhafen direkt vor dem Grand Hotel Poseidonion festzumachen.
Die 1,5 Stunden die wir für Spetses haben, reichen gerade mal für einen kurzen Bummel entlang des Wassers. Nicht genug Zeit, um tiefer ins Leben der Insel der Gewürze mit seiner sehr wechselhaften Geschichte einzutauchen. Auch gibt es keine Auto, nur vor den Mopeds müssen wir uns beim Fotografieren der historischen Kirchen, Häusern und des Hafens in acht nehmen.
Buchtnächte
Im Anschluss an unseren sehr kurzen Landgang in Spetses kehren wir zu unserem morgendlichen Badestopp zurück, um vor Aghios Emilianos unsere erste von insgesamt zwei Buchtnächten zu verbringen.
Erst hier in der ersten Buchtnacht packt mich die Magie des Segelns hundertprozentig. Zusammen kochen, essen und der abendliche Sprung ins Wasser. In meiner zweiten Buchtnacht vor den südlichen Kykladen werde ich mir sogar ein Bett an Deck bauen und unter den Sternen schlafen. Das fühlte sich für mich wie die ultimative Freiheit an.
Am nächsten Morgen gehen wir noch vor dem Frühstück schwimmen, ein weiteres Highlight was nur während einer Buchtnacht möglich ist.
Fotokredit: Tanja von Reiseaufnahmen
Segeln um die südlichen Kykladen
Nach dem Frühstück setzen wir bzw. unser Skipper Petros die Segel in Richtung der südliche Kykladen. Die Überfahrt wird etwa sieben Stunden dauern.
Das Meer ist auf unserer Seite und so bleibt viel Zeit zum Lesen, Dösen und sogar ein paar Delfine werden uns ein Stück begleiten, bis wir die Inseln Serifos und Kithnos erkunden.
Unter Deck: Wissenswertes für das erste Mal Mitsegeln
Einschiffen
Vorab der Reise wird eine Proviantierung mitgebucht, das bedeutet ein Grundstock an Proviant und Getränken wird bereits zum Bezug des Katamaran am Kai angeliefert, ebenso wie frisches Geschirr und Bettwäsche für die Reise.
In unserem Fall entschieden wir uns für eine vegetarische Proviantierung. Zum einen weil ich als Köchin, Veganerin bin und zum anderen weil die wenigen Mehrköstlerinnen an Board sich lieber durch die Spezialitäten in den Häfen vor Ort probieren wollten. Und mal ehrlich, wer verbringt schon gern seinen Urlaub mit mehrmals kochen am Tag?
Alle weiteren Lebensmittel und Getränke werden je nach Bedarf und Gusto im Supermarkt gegenüber der Marina dazu gekauft.
Bevor die Leinen losgemacht werden können, gilt es also noch einiges zu erledigen. Proviantierung sichten, einkaufen und Geschirr sowie Lebensmittel sicher verstauen, dass auch bei hohen Wellengang alles an einem sicheren Platz liegt und nicht durch die Gegend fliegt.
Flexibilität mit der Route
Wind und Wetter beeinflussen die Route etwas, die abhängig von der Jahreszeit täglich neu betrachtet werden muss. Wir konnten unsere Wünsche zur Route äussern und basierend daraus kann ein Skipper entsprechend planen und wenn er gut ist bringt er Tipps mit ein und nimmt Feedback entgegen.
So war an einigen Tagen mehr Zeit zum Baden, Schwimmen und Paddeln und an anderen mehr Zeit zur Erkundung der jeweiligen Inseln.
Schlafen und essen auf dem Katamaran
Unser gecharterter Katamaran Model Lagoon 52 von Dreamcharter verfügte über fünf Kabinen mit Doppelbett und einer sechsten mit einem Stockbett jeweils alle mit eigenem Toilette und Dusche. Die Größe hängt von der Mannschaft ab. Wir waren jeweils allein in einer Doppelkabine untergebracht, aber auch zu zweit wäre die Kabine für ein Boot sehr geräumig.
Natürlich verfügt der Katamaran auch über eine Küche inklusive Gasherd und einen Esstisch drinnen und draussen am Heck. Letzten haben wir fast ausschliesslich genutzt, weil es einfach draussen bei dem durchgängig guten Wetter unseres Segeltörns viel schöner war.
Wie ist das mit der Seekrankheit?
Lange hielt ich mich für nicht Seetauglich. Auf kleinen Glasbooten in Spanien oder damals auf der Hafenrundfahrt war mir in jungen Jahren immer richtig übel. Später tastete ich mich auf Fährfahrten langsam ran, um zu schauen was funktioniert.
Grundsätzlich ist die Wahrscheinlichkeit bei ruhiger See kleiner, überhaupt Seekrankheit zu verspüren. Bei größeren Wellen ist wichtig sich an den stabilsten Punkt zu setzen, den Horizont im Blick zu behalten und eine Kombi aus salzigem Gepäck und Cola oder Sprite zu trinken, idealweise sogar einem Ginger Ale. Erstmal auf Alkohol zu verzichten, muss ich vermutlich nicht erwähnen.
Der beste Ort dafür auf unserem Katamaran war das Heck. Zusätzlich habe ich auf einer einwöchigen Segelreise auf den Seychellen gute Erfahrungen mit diesen Ingwerkapseln (rein pflanzlich) gemacht. Eine jeden Tag minimiert das Risiko von Übelkeit befallen zu werden. Spätestens nach drei Tagen gewöhnt der Körper sich der Körper auch ans Seeleben.
Brauche ich Segelkenntnisse?
Nicht unbedingt. In unserem Fall mit eigenem Skipper war es nicht notwendig. Bei vielen Aufgaben an Board Natürlich hängt das ganz von der Zusammensetzung der Mannschaft und der Größe des Bootes ab. Einfach vorher absprechen wie die Erwartungen sind, aber fehlende Kenntnisse sollten dich nicht davon abhalten auf einem Segelboot mitzusegeln.
Die Vorteile eines Skippers
Der offensichtlichste Vorteil ist, dass keiner der Crew (Familie oder eine Gruppe Freunde) einen Segelschein und tiefgreifende Ortskenntnisse benötigt.
Überhaupt wird er im Laufe der Reise immer sehr engagiert sein uns, so Wetter und Wind mitspielen, die schönsten Badebuchten und Erkundungsmöglichkeiten an Land zu bieten.
Was und wie packe ich für einen Segeltörn?
Idealweise packst du eine Reisetasche, da sich Koffer in den Kabinen mit wenig Platz schlecht verstauen lassen. Ansonsten ist eine Packliste sehr individuell, neben den üblichen Lieblingstücken für den Urlaub, kann ich folgende Kleidungstücke, Kosmetik und Helferlein für eine Segeltour empfehlen, die ich nicht hätte nicht missen wollen:
- – Kopfbedeckung als Schutz gegen Sonne und Wind, die auch einem Windstoß auf See standhält
- – mindestens 2 Bikini, Badeanzüge oder Badehosen, weil es mehrmals täglich zum Schwimmen ins Wasser geht
- – UV-Shirt und UV-Shorts zum Schnorcheln oder fürs Stand-up-Pandeling
- – Sonnenschutz mit SFP 50, idealweise ohne chemische Zusätze zum Schutz des Meeres
- – ein dünnes Badetuch das leicht trocknet und ein Strandtuch, das vielseitig einsetzbar ist
- – geschlossene Board-Schuhe, die keinen Abrieb an Deck hinterlassen und in die du leicht an- und ausziehen kannst
- – Wandersandalen von Teva, auf die schwöre ich seit meinem Hawaiiurlaub
- – eine Wasserfeste Kamera oder eine wasserfeste Smartphonehülle
- – Ingwertabletten und Ingwertee gegen Seekrankheit
- – leichte weite Kleider, kurze Hosen und T-Shirts, etwas Schickes für den abendlichen Landgang
- – eine Kaputzenpullover, falls es doch mal frischer wird
- – eine dünne Wind- und Regenjacke
Buchung eines Segeltörn
Wir wurden von dem deutschen Unternehmen Argos Yachtcharter zu dieser siebentägigen Segeltörn eingeladen, auf dem wir Ende September durch den Saronischen Golf und die südlichen Kykladen segelten. Jede Segeltour ist individuell. Egal ob Yachtcharter mit Skipper oder Kabinencharter, dazu am Besten von den Experten bei Argos individuell ein Angebot zusammen stellen lassen.
Ich wurde von Argos Yachtcharter und Dream Yacht Charter zur Recherche auf diesen Segeltörn eingeladen. Alle Meinungen sind meine eigenen.
3 Kommentare
Ein bisschen Urlaub hast du auch gerade zu mir gebracht! Ich finde es echt eine super Idee mal einen anderen Urlaub zu machen, also immer im Hotel oder in einem Ferienhaus. Für meinen nächsten Urlaub hast du mich auf jeden Fall inspiriert!
Ein toller Bericht, der bei mir gerade etwas Fernweh auslöst!
Gut, dass es im März ein wenig in die Ferne geht 🙂
Hi, damke für die Tollen Bilder und die Anregung. Ich werde nächstes Jahr mit dem Boot vom Schwiegervater in Richtung Griechenland fahren. Wenn ich die Bilder sehen dann freu ich mich schon.
lg. Paul