Während meiner Soloreise durch Myanmar gibt es vom Tag meiner Ankunft in Yangon nicht ein Bild von mir. Das ist jetzt vielleicht noch nicht ganz so wild. Am nächsten Morgen verließ ich fast die berühmte Shwedagon Pagode ohne auch nur ein Foto mit dem wichtigstem Heiligtum der Burmesen zu haben.
Letztendlich fragte ich den einzigen westlichen Touristen weit und breit mich zu fotografieren. Das Ergebnis war – wie so oft wenn ich das tat – nicht zufriedenstellend: schief, Augen zu, viel zu weit weg, leicht verwackelt. Okay, das störende Baugerüst im Hintergrund hätte mir vielleicht auch allein auffallen können.
Vielleicht würde Myanmar der Trip meines Lebens sein, von denen ich noch meinen Enkelkindern erzählen würde. Ganz ohne Fotos von mir ging das einfach überhaupt nicht. Ich schwor mir am Abend feierlich im weiteren Verlauf öfter daran zu denken hin und wieder ein Selfie zu machen.
Inhalt
Das Selfie
Selfies haben zu unrecht einen schlechten Ruf, denn Selfie ist nicht gleich Selfie. Der Begriff wird heute schnell mit dem Phänomen gleichgesetzt, mit Duckface in sein Smartphone zu grinsen. Selfie ist allerdings nichts anderes als die Kurzform des englischen Begriffs Selbstportrait.
Und Selbstportraits sind so alt wie die Fotografie selbst. Alle großen Fotografen haben sich auf die eine oder andere Weise in ihrem Leben selbst vor der Kamera inszeniert. Warum solltest du oder ich das als Soloreisende nicht auch tun?
Egal ob mit dem Smartphone, dem Tablet, der Kamera oder einer „GoPro“, tolle Reise-Selfies fürs Fotoalbum, die sozialen Netzwerke oder den Blog lassen sich mit jedem Foto-Equipment erstellen.
Meine Tipps und kleinen Hilfsmittel verrate ich dir im Folgenden:
9 Tipps für das perfekte Selfie auf Reisen
Fotografisch gelten dieselben Regeln wie bei der Portrait-Fotografie:
- Ohne Blitz: Never ever benutzte den eingebauten Blitz, wirklich niemals. Das Gesicht wirkt dadurch unnatürlich!
- Natürliches Licht: Besser ist immer natürliches Licht. Meide die Mittagssonne. Je höher der Winkel des Lichteinfalls, desto mehr Schatten fallen auf dein Gesicht. Falten, Pickel und andere Hautunebenheiten werden dadurch verstärkt.
- Bildkomposition: Dein Gesicht sollte mit 2/3 im Bild sein und der Hintergrund zu 1/3. Die sogenannte „Drittel Regel“ gilt auch für alle anderen Arten von Fotos.
- Hintergrund: spielt der Hintergrund eine Rolle für Dein Bild? Falls nicht, wähle einen einfachen Hintergrund ohne ablenkende Elemente.
- Winkel: Immer von leicht oben fotografieren, außer man mag sich mit Doppelkinn. Ich neige meinen Kopf immer ganz leicht und schiebe das Kinn etwas vor.
- Mimik: Was willst du mit deinem Selfie aussagen? Bist du glücklich oder traurig? Es muss ja nicht immer ein Grinse-Selfie sein. Lass deine Emotionen raus. Das kann später eine schöne Erinnerung sein, wie du dich in dem Moment gefühlt hast.
- Hilfsmittel: Der Spiegel im Hotelfahrstuhl oder Bad ist langweilig! Gibt es andere spiegelnde Oberflächen, die dich mit dem Ort auf besondere Weise verbinden? Hole dir eine andere Person oder einen Gegenstand ins Bild.
- Übung: Am Anfang bedarf es etwas Übung – zum einen Deine Schokoladenseite zu finden und zum anderem mit Deinem Smartphone oder der Kamera den richtigen Kniff rauszubekommen. Ich mache oft mehrere Bilder und suche das Beste aus.
- Nachbearbeitung: Hast du das Selfie im Kasten, bearbeite es noch etwas. Gerade rücken, eventuell zuschneiden und mit Licht und Kontrasten spielen. Sei vorsichtig mit der Sättigung!
Technische Helferlein für Selfies auf Reisen
Welches fotografische Equipment kannst du für ein Selfie nutzen und wie holst du alles aus der Technik raus? Ob Smartphone, iPad, Kompaktkamera, Spiegelreflex oder GoPro, alles eignet sich für ein Selfie. Wähle die Technik mit der Du am meisten vertraut bist.
Smartphone/iPad
Der Klassiker; ein Selfie aus dem lang-gestreckten Arm mit der Frontkamera des Smartphones. Ich mache das sehr häufig und nutze dann die +/- Knöpfe als Auslöser an der Seite. Wusstest du, dass man bei einem iPhone auch mit dem Lautstärke-Regler der Kopfhörer ein Foto auslösen kann? Diese nette Funktion in Kombination mit einem Tripod eröffnet dir vielseitige Möglichkeiten für Selfies von unterwegs. Anstelle der Kopfhörer zum Auslösen bringt ein Bluethooth Headset noch einmal mehr Flexibilität. Seit dem letzten Systemupdate bietet die iPhone Kamera auch einen 3 und 10 Sekunden Selbstauslöser. Nutze diesen anstelle des manuellen Auslösers. Das verringert nicht nur die Verwackelungsgefahr, du kannst dich auch besser auf die richtige Bildkomposition und Mimik konzentrieren.
Kamera
Ein Selfie blind mit der Kamera am ausgestreckten Arm zu schießen, dafür benötigt es schon einige Übung. Meine Spiegelreflex-Kamera hat einen Bildschirm, der sich nach dem Ausklappen um 180 Grad drehen lässt. Auch wenn ich mich im Display sehen kann, ist diese Methode aufgrund des Gewichts sehr speziell, was mich aber nicht davon abhält es hin und wieder zu probieren.
Eleganter wird so ein Selfie natürlich mit einem Reisestativ. Zum Auslösen nutze ich entweder den Selbstauslöser oder einen Funkauslöser. Alternativ zum Stativ kannst du dir auch ein Objekt im Gelände suchen, auf dem du die Kamera sicher abstellst und per Selbstauslöser ein Selfie machst. In den beiden Fällen mit dem Stativ hast du natürlich viel bessere Möglichkeiten, mehr von deiner Reiseumgebung zu zeigen.
GoPro & Co
Gemeint sind damit die kleinen Mini-Kameras, die sich großer Beliebtheit zum Filmen auf Reisen erfreuen. Sie können auch als Kamera zum fotografieren genutzt werden. Sie sind sehr klein und liegen leicht in der Hand. Dank ihrer Fischaugenoptik bekommst Du bei einem Selfie mehr Umgebung ins Bild und du kannst mit ihnen auch Selfies unter Wasser machen. Der Nachteil ist: wie bei einer herkömmlichen Kamera musst Du quasi blind auf den Auflöser drücken, aber mit etwas Übung hast Du schnell den Dreh raus.
Was ein Selfie noch kann
Während eines Selfies steht Du vor deiner eigenen Kamera. Niemand anderes drückt den Auslöser. Du kannst dich so darstellen, wie du wirklich bist oder gesehen werden will.
In Myanmar war ich nur mit meiner Spiegelreflexkamera und meinem iPad Mini unterwegs. Das iPad war ursprünglich nur fürs Internet gedacht, aber schnell wurde es zum Kommunikationsmittel, vor allem mit den burmesischen Kindern.
Auf dem Golden Rock wurde ich von Kinder nach einem Foto mit ihnen gefragt. Ich wiederum bat sie dann um ein gemeinsames Selfie. Die Freude war groß, als sie sich alle zusammen mit mir auf der glänzenden Oberfläche meines iPad spiegelten.
Später sollte ich das noch oft während meines Trips wiederholen. Unabhängig davon habe ich auch mit meiner Kamera viele Portraits der wunderschönen Menschen gemacht, aber die gemeinsamen Selfies bringen noch einmal ganz andere, sehr persönliche Erinnerungen an eine unvergessliche Soloreise durch Myanmar hervor.
Selfies aus Reisen: Yay oder eher nicht? Welche Tipps und Tricks hast du?
2 Kommentare
Ich verstehe eigentlich sowieso nicht, wieso das Selfie bei uns so einen schlechten Ruf geniesst. Klar, kanne stören, wenn lauter Leute mit Selfiesticks den Weg blockieren. Aber meistens ist das ja nicht der Fall. Was ist also falsch daran, ein Foto von sich haben zu wollen, das man/frau dann den Verwandten und Freunden zu Hause schickt? Meine Bekannten möchten ja meistens lieber mich sehen als eine Sehenswürdigkeit, die sie auch auf Google finden.
Denke man kann echt vieles auch Solo erleben, wenn man Wirklich die Tage oder Wochen gut plant. Besonders kann man die Zeiten so planen, wie es einem selber passt, was auch echt Vorteile hat.