Eisenhüttenstadt oder auch Hütte wie seine Einwohner es liebevoll nennen. Die erste vollständig aus einem Guss geplante neue Stadt in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Die Stadt in der ich geboren und aufgewachsen bin.
Wenn mich jemand fragt vorher ich komme und ich dann Eisenhüttenstadt sage, haben die meisten Leute erstmal ein großes Fragezeichen im Gesicht. Oder aber Sie sagen: „ja, Eisenach das kenne ich, da in Sachsen.“
Ist mein Gegenüber Fußball Fan, dann hört sich die Antwort eher so an: „Eisenhüttenstadt! Mensch der 1.FC Stahl!“ Alle anderen Kenner kommen entweder aus der Gegend oder sind Geografie oder Architektur Fachmenschen. Oder aber Paul van Dyk Fans, ja das kommt auch schon mal vor.
Vor einigen Jahren entdeckte sogar Tom Hanks „Iron Hut City“ für sich und erzählte in der Light Night Show von David Letterman munter über seinen Besuch. Wer weiß, wenn ich nächstes Mal in Amerika bin, werde ich wohl nicht mehr in fragende Gesichter schauen.
Inhalt
Wo liegt Eisenhüttenstadt?
Eisenhüttenstadt liegt im östlichen Brandenburg, direkt am polnischen Grenzfluss der Oder. Verbinden lässt sich ein Besuch in Eisenhüttenstadt beispielsweise mit einer Radtour entlang der Oder, einer Tour des EKO Stahlwerks Accelor Mittal oder einem Besuch des Klosters Neuzelle.
Es ist von Berlin aus mit dem RE 1 in ca. 1:20 h sehr gut zu erreichen.
Eisenhüttenstadt als Filmdrehort
In den letzten Jahre entwickelte es sich auch zu einer beliebten Filmdrehkulisse und taucht in den Filmen „Das schweigense Klassenzimmer“ und „Und der Zukunft zugewandt“auf.
Meine Tipps für eine Fotowanderung durch Eisenhüttenstadt
Vor einigen Wochen war ich wieder einmal in meiner Heimatstadt, um endlich einmal den denkmalgeschützten Teil der Planstadt Eisenhüttenstadt auf eigene Faust zu erkunden.
Die Idee war, mir die Stadtteile (WK I bis WK IV) mit den in den letzten Jahren stückweise sanierten Gebäuden aus den 50er und 60er Jahren in Ruhe anzuschauen und zu fotografieren. Aufgrund der eingangs erwähnten Einzigartigkeit steht die Stadt in großen Teilen unter Denkmalschutz und die Fassaden wurden sehr schön restauriert.
Beginnen wollte ich aber mit dem Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR. Auch das ist einzigartig.
Das Gebäude in dem das Museum beherbergt wird, ist ebenfalls Denkmal geschützt und wurde ursprünglich als Kinderkrippe genutzt.
Die ehemalige Nutzung als Kindereinrichtung wird spätestens im Treppenaufgang zum ersten Stock deutlich, den ein sehr große Buntglasfenster mit liebevoll illustrierten Kindermotiven schmückt.
Das Museum selbst besteht aus einer guten Mischung von unterschiedlichen Ausstellungsstücken gepaart mit modernen Touch-Screen Lernmodulen und Sound-Elementen, um alles noch erlebbarer zu gestalten. Es gab auch einige Modelle und Informationen zur Planung und Erbauung von Eisenhüttenstadt ab 1950.
Details zu den verwendeten architektonischen Baustils und vieles mehr. Das fand ich vor allem sehr spannend, weil ich es ja gleich erkunden und fotografieren sollte und ich vieles einfach nicht wußte.
Es öffnete mir aber auch in vielerlei Hinsicht die Augen. Zum Beispiel hatte Eisenhüttenstadt eine voranginge Position in der Versorgung mit Gütern genauso wie Berlin.
Ein Erlebnis waren vor allem, aber die Wiederentdeckung viele Spielzeuge oder Alltagsgegenstände die man selbst einmal besessen hatte und die längst vergessen waren.
Sonderausstellung „Plaste und Elaste“(2012/2013) war die Freude groß, ständig sah ich irgendwas, das ich irgendwie kannte. Sei es von daheim, von Freunden oder den Großeltern.
Irgendwann zog es mich dann aber auch wieder raus, endlich fotografieren und das sonnige Herbstwetter genießen.
Architektonische Highlights in Eisenhüttenstadt
- Heinrich-Heine-Allee
- Der ehemalige Kindergarten der das DDR Museum beherbergt
- Die erste Selbstbedienungskaufhalle
- Krankenhaus
- Friedrich-Wolf-Theater
- Der Aktivist
- Das Rathaus von aussen und innen
- Platz des Gedenken (Sowjetisches Ehrenmahl)
- Das alte Lunik Hotel
Übrigens gibt es seit Märch 2021 einen wirklich tollen Eisenhüttenstadt Architekturführer von Martin Maleschka, den ich mir direkt bestellt habe.
Tour durch Eisenhüttenstadt in Fotos
Startpunkt war das DDR Museum und Endpunkt die Uferpromenade am Oder-Spree Kanal im 6.WK (kurz für Wohnkomplex)
- Erich-Weinert-Allee
- Friedrich-Engels-Straße
- Poststraße
- Heinrich-Heine-Allee
- Maxi-Gorki-Straße
- Diehloer Straße
Weiter geht es zur Diehloer Straße ans Fließ. Dort stehen heute entlang eines Wasserlauf und schöner Blumenrabatten viele der Plastiken, die früher als Kunst in ganz Eisenhüttenstadt verteilt standen.
Da in in der Vergangenheit öfter zum Diebstahl einige Plastiken kam, sollen sie hier mehr im Blick der Anwohner bleiben.
- Am Fließ
Von hier geht die Fototour weiter über die Straße der Republik zur früheren Prachtpromenade Leninallee, die heute als Lindenallee bekannt ist.
- Straße der Republik
- Lindenallee
Biegt man von der Lindenallee in die Eichendorff Straße gelangt man zum heutigen „Platz den Gedenkens“ (bis 1990: Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft). Eine großer Platz an dessen Ende ein Obelisk über den sowjetische Ehrenfriedhof wacht.
Unter ihm befinden sich Grabkammern mit sowjetische Kriegsgefangenen, die in den Kriegsgefangenenlagern um Fürstenberg starben.
Läuft man weiter die Eichendorff Straße hinunter und überquert dabei die Karl-Marx-Strasse gelangt man an den Oder-Spree Kanal, wo du dir am Wasser eine kleine Auszeit von den vielen Eindrücken gönnen kannst.
- Eichendorff Straße
- Am Oder-Spree Kanal
Wer noch nicht genug hat, der überquert den Kanal und begibt sich auf Erkundungstour in den VI. Wohnkomplex.
Oder aber überquert die Kanalbrücke, um weiter am Oder-Spree-Kanal zu laufen und die „Insel“ zu erkunden. Ein Naherholungsgebiet mit Wäldchen, Schwimmhalle, Spielplätze, Minigolfanlagen, einer Gaststätte und sogar einem kleinen Tiergehege.
Anfahrt-Tipps nach Eisenhüttenstadt
Die Stadt liegt 110 km östlich von Berlin, direkt an der polnischen Grenze. Die Bahn fährt von Berlin stündlich in nur 1:20 h direkt nach Eisenhüttenstadt. Alle halbe Stunde mit Umstieg in Frankfurt/Oder.
20 Kommentare
Danke für die schönen Bilder. Aber deine Bildunterschriften stimmen öfters nicht:
– Es ist nicht die „Erste Selbstbedienungskaufhalle in Eisenhüttenstadt“, die erste ist in der Ladenstraße; heute ist es nur noch eine Bauruine 🙁
– Das ist doch nicht die „Dieloher Straße“. Das Foto wurde von der Dieloher Straße gemacht. Ist es nicht die Marxim-Gorki-Straße?!?!
– Dein „Am Rosenhügel“ heißt eigentlich „Am Fließ“. Der Rosenhügel liegt hinter dem Hochhaus!
– Das „Mittelganghaus“ wurde am 7.10.1998 gesprengt! ( ) Es war auch viel größer als dieses leerstehende Bürogebäude (oder was es mal war?)
Liebe Jutta,
ich freue mich sehr über aufmerksame Leser. Danke für die Anregungen, ich habe es entsprechend umbenannt. Schade, ich dachte es war die erste Selbstbedienungskaufhalle gewesen. Meinte es im Dokumentationszenturm so wiedererkannt zuhaben. Online konnte ich leider nichts darüber finden. Bei der Sprengung des Mittelganghauses am Chopinring war ich damals sogar dabei. Ich bin davon ausgegangen, dass die beiden Hausruinen hinter der Kanalbrücke auch Mittelganghäuser hießen. Hatten ebenfalls einen Mittelgang im Gebäude und beherbergten irgendwann Wohnungen evtl. auch Gästewohnungen, später Bürohäuser. Bettenhäuser?
Vielleicht weiß es ein weiterer Leser? Ich freue mich Licht ins Dunkle zu bringen 😉
Ich dachte, das Mittelganghaus wurde abgerissen?.
Ja, genau das am Chopinring an der Cottbuser Straße. Weißt Du wie das abgebildete Gebäude heißen könnte? Danke fürs Vorbeischauen 😉
Also Mittelganghaus gab es dem Namen nach nur eines, soweit ich weiß. Es könnte sein, du meinst die Bettenhäuser. Zumindestens hat sie meine Mutter immer so genannt.
Grandiose Bilder (KEINE Ostalgie – auch so ’n Paradox: die sanierten Häuser kommen wahrscheinlich besser, als sie beim Erstbezug waren, weil es heute viel bessere Farben gibt usw….)
(… und „Mutti“ is‘ auch zu sehen, ha…)
Danke. Ja, Mutti wacht auch nach der Wahl über die Strassen von Hütte 😉
Danke für die schönen Fotos. Vieles Schöne habe ich bisher gar nicht so wahrgenommen. Eisenhüttenstadt hat sich sehr positiv verändert.
Bitte, sehr gern! Ein Spaziergang durch die Stadt lohnt sich definitiv! Kann es kaum erwarten im Frühjahr einen Trip für meine Fotogruppe zu organisieren.
(… Dr. Merkels zunehmende Omnipräsenz verleiht Einem dieses Geborgenheitsgefühl…)
Gestern funktionierte irgendwie die Slideshow nicht – jetzt geht sie, cool…
haha, ich weiß was Du meinst 😉 Ja, das mit der Slideshow ist mir aufgefallen und ich habe es behoben. Aus mir nicht ersichtlichen Gründen gab es bei der Erstellung dieses Blogposts unzählige Probleme mit dem einbinden der Fotos. Aber so lerne ich ständig dazu 😉
(… ich freue mich immer tierisch, wenn sich meine Wahrnehmung als adäquat erweist…)
Was ich eigentlich sagen will – „sterbende Stadt“ geht auch irgendwie anders…
(… ich habe mal 2008 Fotos gemacht – teilweise von den gleichen Standpunkten aus – auch deshalb bin ich so begeistert -, nur sind mein Bilder.. äh – nich‘ richtig gut, chch… ich schiebe das immer auf meine 29.90-€-Kamera und dann bin ich fein raus…)
Weit herum gekommen (ich glaube, ich bin neidisch)!
Durch Zufall hab ich deine Fotoroute entdeckt…, ich find sie gelungen!
Da ich auch, so oft es geht, mit der Kamera unterwegs bin, sprechen mich die Fotos sehr an.
Die Stadt hat was und man kann es zeigen.
Danke Catrin. Kann man Deine Fotos auch irgendwo sehen?
Hallo Synke,
das erste Hochhaus / Mittelganghaus – direkt am Kanal – war ein „Bettenhaus“, in dem auch eine Zimmervermietung ansässig war. Das sogenannte Mittelganghaus direkt an der Kreuzung Cottbuser Straße war ein Bürohaus, in dem unter anderem die AOK lange Zeit ihr Domizil hatte.
Deine Fotowanderung ist sehr schön und wenn Du wieder mal mit Deinem Apparat auf Tour bist, schau Dir doch mal die „neuen“ Bauten „An der Schleuse“ an. Sehr interessante Möglichkeiten, einen Plattenbau zu sanieren kann man dort bewundern.
Herzliche Grüße an Rosel und alles Gute Euch beiden.
Manuela
Hallo Manuela,
danke, das Du das noch einmal genau benennst! Der Name „Bettenhaus“ kommt auch sehr bekannt vor. Wenn man so lange weg ist wie ich, vergießt man auch Einiges.
Tatsächlich habe ich die Umbauten an der Schleuse auch schon fotografiert. Es gibt genug Fotomaterial für eine Eisenhüttenstadt Teil 2 Beitrag 😉 Ich habe mir sogar dank einer Schulfreundin eine der umgebauten Wohnungen angeschaut. Sind sehr schön geworden. Die alte Bauweise ist kaum noch zu erahnen, wenn man in der Wohnung steht.
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Liebe Grüsse, Synke
Gorgeous photos! I hope I have the opportunity to visit Hutte some day!
You are more then welcome to come! I will make a special tour for you!
Hallo Synke,
Mensch von Eisenhüttenstadt hatte ich bisher ja gar keine Vorstellung. Deine Fotos sind aber wirklich toll. Ich liebe DDR Architektur und scheinbar gibt es davon in Hütte ja noch so einiges zu sehen. Das kommt dann gleich mal auf die To Do Liste. Danke!
Viele Grüße aus Berlin
Tine
[…] tun: Fotografischer Architektur Rundgang, Besuch des DRR-Museums, eine geführte Tour durch Stahlwerk (nur mit Anmeldung), Flanieren durch […]