Ich trenne seit den Neunzigern konsequent Müll, weil es mir ein Bedürfnis ist. Ich bildete mir ein alles richtig zu machen, wenn ich meinen Müll nur richtig trenne. Bis ich vor drei Jahren einen englischsprachigen Artikel zum Thema Müllvermeidung las. Der folgende sinngemäße Satz rüttelte mich auf:
Du kannst nichts wegschmeißen, es gibt kein „weg“ auf unserem Planeten.
Seitdem habe ich mir kontinuierlich Wege gesucht, Müll zu vermeiden, anstelle ihn nur zu trennen. Konkret sieht das so aus, dass ich neue Kleidungsstücke nur kaufe, wenn ich sie wirklich brauche. Ich lasse Dinge öfter reparieren anstatt neu zu kaufen. Lebensmittel kaufe ich so viel wie möglich unverpackt. Ich nutze hauptsächlich Baumwollbeutel für meine Einkäufe. Glas statt Plastik.
Stück für Stück entwickle ich Strategien, weniger Müll zu produzieren und besonders meinen“Plastikkonsum“ immer weiter zu reduzieren. Anfangs war es eine Umstellung, aber mittlerweile habe ich viele Dinge fest in meinen Alltag integriert. „Coffee to go“ Becher habe ich komplett verbannt: Entweder trinke ich den Kaffee daheim oder im Café. Das klappt zu 99% ganz gut.
Das Ganze ändert sich jedoch ganz schnell sobald ich reise. Plötzlich ist es nicht mehr so einfach…
Inhalt
Plastikfrei auf Reisen: USA und Schweden
Reisen in den USA
Auf einem Flug in die USA, wird mir bewusst, wie viel Plastikabfälle bereits beim Essen und Trinken an Bord anfallen – obwohl Virgin Airlines beim Essen sogar wesentlich mehr wiederverwendbare Schälchen nutzt als die amerikanischen Airlines. Bei einem Stop-Over esse ich im Flughafenrestaurant, statt etwas in einem Shop zu kaufen. Das Essen schmeckt besser und es spart Müll gegenüber dem Essen „to go“.
Meine Glaswasserflasche, die ich sonst unterwegs zum trinken nutze, musste leider zu Hause bleiben. Stattdessen fülle ich mir eine Plastikflasche aus dem Flieger, an den Wasserspendern immer wieder auf. Diese gibt es an jedem amerikanischen Flughafen. Das spart nicht nur Ressourcen, sondern schont auch den Geldbeutel. Eine bessere Lösung wäre hier, die Anschaffung einer plastikfreien Trinkflasche, zum Beispiel aus Edelstahl.
Während meines vierwöchigen USA-Trips wird ganz schnell deutlich: eine Gesellschaft, die alles auf Convenience (Bequemlichkeit) setzt, produziert mehr Müll. Viele Coffeeshops bieten fast ausschließlich Pappbecher an. Das im Zimmerpreis enthaltende Frühstück des ansonsten sehr schönen Art Deco Hotels in Miami wartet mit Styroportellern, -bechern und Plastikbesteck auf. Am nächsten Morgen gehen wir stattdessen in ein Restaurant. Jedes Getränk kommt mit Strohhalm, den ich immer vergesse abzubestellen. Im Supermarkt werden die Einkäufe automatisch in Plastiktüten verpackt – doppelt natürlich.
Dass die „unverpackt“ Bewegung in den USA nichtsdestotrotz bereits viel größer ist als in Deutschland, kann man dort in einigen Bio-Supermarktketten (Sprouts) allerdings auch sehr gut sehen. Reis, Pasta, Getreide und sogar Schokolade gibt es zur individuellen Abfüllung in viel größeren Maßstäben, als ich es aus Berlin kenne.
Reisen in Schweden
Basierend auf meinen USA-Erfahrungen, bereitete ich mich etwas besser auf meinen dreiwöchigen Schwedentrip vor. Für die Busfahrt von Berlin nach Kopenhagen packe ich mir eine Box mit Broten und geschnittener Rohkost ein. Dazu eine Glaswasserflasche. Bereits in Kopenhagen fällt auf, dass es hier einfacher ist, auf Plastik zu verzichten: Kaffee und Kuchen wird noch überall auf richtigem Geschirr serviert, in Schweden ebenso. In den Supermärkten wird Gemüse und Obst größtenteils nach wie vor unverpackt angeboten.
Zwei Wochen bin ich mit einer Freundin in einem Campervan unterwegs. Morgens und Abends kochen wir selbst, mittags gehen wir essen. Zum Einkaufen haben wir Baumwollbeutel dabei. Dadurch ist unser Müllverbrauch hauptsächlich organisch und sehr überschaubar. Die Schweden Picknicken außerdem viel im Freien, dazu bringen sie ihren Kaffee immer in Thermoskannen mit, und trinken aus Porzellantassen. Keine Pappe weit und breit! In Restaurants und Cafés kommt ausschließlich richtiges Geschirr zum Einsatz. Leitungswasser steht in Glaskaraffen fast überall kostenlos zum Trinken zur Verfügung.
Es ist wesentlich einfacher Plastikmüll auf Reisen zu vermeiden, wenn die vorhanden Infrastrukturen es unterstützen. Plastik zu vermeiden, wenn man nicht damit rechnet – wie doppelte Plastiktüten an den Supermarktkassen in den USA oder Strohhalme in jedem Getränk – erfordern ein schnelles Umdenken.
Tipps für weniger Plastikmüll auf Reisen
- Mobile Boardingpässe für Flugtickets, Fahrscheine, Bahntickets und sogar Eventtickets auf dem Smartphone nutzen. In Stockholm war es Beispielweise auch günstiger die Tickets für öffentliche Verkehrsmittel per App zu kaufen, als am Ticketautomaten.
- Reiseverpflegung in wiederverwendbaren Verpackungen mitnehmen
- Wasserflaschen aus Glas oder Edelstahl nutzen und immer wieder auffüllen
- gezielt Cafés und Restaurants ansteuern, die kein Wegwerfgeschirr verwenden
- Shampoo sowie Seife in Stückform verwenden. Eine große Auswahl von Haarseife findest du auf Amazon oder alternativ kleine Fläschchen für Shampoo und Kosmetik immer wieder nachfüllen
- Für die Ladies: Diva Cups sind eine Alternative zu wegwerfbaren Frauenhygenieprodukten wie Binden und Tampons. Mittlerweile gibt es sogar Periodenunterwäsche. Nachtrag: Ich teste seit kurzem Unterwäsche der amerikanischen Marke SheThinx, die auf Baumwolle setzt und somit auch vegan produziert wird.
- Anstelle von kleiner Reisezahnpasta, nehme ich Größen bis zu 100 ml mit oder fülle für kurze Reisen etwas in eine kleine Dose ab
- To-Go-Essen vermeiden
- Schuhe, Unterwäsche und Socken verstaue ich in Baumwollbeuteln anstelle von Plastiktüten (alternativ auch alte Plastiktüten immer wieder verwenden. Ich habe mittlerweile einfach keine mehr)
- Verpackungsarm einkaufen
- Immer mehr Hotels bieten Shampoo, Conditioner und Duschgel auch schon in Spendern anstelle der kleinen Fläschchen an
Nachtrag: Am Samstag habe ich in Berlin auf dem Boxhagener Wochenmarkt zwei Frauen mit KeepCups getroffen. Das sind leichte wiederverwendbare Coffee-to-go Becher. Natürlich Plastikfrei! Sicher gibt es bereits viele weitere Möglichkeiten im Alltag wie auf Reisen Müll zu vermeiden. Stück für Stück.
Was sind deine Gedanken und Erfahrungen damit? Welche Tipps hast du für weniger Plastikmüll auf Reisen?
0 Kommentare
Guter Ansatz – danke für den Beitrag! Ich habe noch ein paar Anregungen: In Ländern, in denen man kein Leitungswasser trinken kann, kaufen wir möglichst große Wasserbehälter und füllen die Tagesration in kleine Flaschen um (funktioniert natürlich am besten auf Roadtrips, wenn man die 5- bis 10-Liter-Kanister nicht schleppen muss). In Norwegen kann man sich auf den Campingplätzen Wasser kostenlos auffüllen (und lecker ist es auch). In Supermärkten verzichte ich soweit es geht auf Plastiktüten – auch wenn ich dafür oft angesehen werde wie ein Außerirdischer. Und dann versuche ich noch, beim Duschen etc. Wasser zu sparen. Leider ist das Umweltbewusstsein in vielen Ländern ja weit weniger ausgeprägt als bei uns …
Hi Sabine,
danke, ja genau das habe ich mich auch schon gefragt. Was tun in Ländern, wo man das Leistungswasser nicht trinken kann. Einfach große Wassercontainer kaufen und dann umzufüllen ist eine einfache, aber sehr gute Möglichkeit. In Asien haben wir Wasser auch einfach abgekocht, wenn die Wasserqualität an sich in Ordnung ist. Das mit den Plastiktüten kenne ich nur zu gut.
LG Synke
Schöner Beitrag! Bei „Wassersparen“ muss ich irgendwie immer an diese Handseife denken 😀
Danke für die tolle Tipps! Ich versuche auch zunehmend Zuhause und während meiner Reisen auf Müll zu verzichten.
Beste Grüße
Nora