Ein bisschen komme ich mir vor wie Dorothy aus “Der Zauberer von Oz”. Vor mir liegt Arnes eine kleine mittelalterliche Stadt, umgeben von Weizenfeldern durchzogen von rotleuchtenden Mohnblumen.
Ich bin nicht auf der Suche nach dem golden Backsteinweg der mich in die Smaragdenstadt bringen soll, sondern nach der Via Verde. Der grünen Straße. Das ist eine ehemalige Bahnroute die heute als Fahrradweg von Arnes-Lledo ca. 36 km durchs Zafan Tal, über Aquädukte, vorbei an verlassenen Bahnstationen, durch Täler, schroffen Bergen, Olivenhaine und durch beleuchtete Tunneln führt.
Inhalt
Via Verde Terra Alta und Terres de l’Ebre
Die Via Verde der Terra Alta werde ich die nächsten Stunden zusammen mit einer lustigen internationalen Gruppe von fünf weiteren Reisebloggern entlang radeln. Bevor wir uns am Nachmittag in Kanus schwingen, um auf dem Fluss Ebro weiter nach Tortosa zu paddeln.
Wo in Spanien befindet sich die Via Verde Terra Alta?
Bis vor Kurzem hatte ich von der Region Terres de l’Ebre noch nie gehört. Das Gebiet umfasst das letzte Stück rund um den Fluss Ebro im Südwesten von Katalonien. Obwohl es nur ca. zwei Stunden von Barcelona entfernt liegt, ist die Region von Tourismus weitgehend unberührt. Die Landschaft wird vom Ebro, einem ca. 900 Kilometer langen Fluss, der ins Mittelmeer fließt, gebildet. Der Fluss und sein Delta sind als Naturschutzgebiet deklariert.
Via Verde: Der schönste Radweg der Welt
Die Fahrräder inklusive Fahrradhelme und Beleuchtung für die Tunnel leihen wir in Horta de Sant Joan aus und schon geht es los. Gleich am Anfang fahren wir ausschliesslich bergab, trotzdem muss ich ständig anhalten. Zu schön sind die Fotomotive bereits bevor wir überhaupt die ehemalige Bahntrasse der Via Verde erreichen. Kontinuierlich geht es leicht bergab, die 32 Kilometer unsere Route sind so auch für nicht trainierte Radfahrer ohne Weiteres machbar. In Benifallet unsere Endstation werden die Fahrräder vom Verleiher Esgambi wieder abgeholt. Easy!
Sehenswürdigkeiten entlang der Via Verde Terra Alta
Entlang der alten Bahnlinie erkunden wir mittelalterliche Orte, verlassene Bahnstationen und lassen es uns mit spanischem Essen, Schnaps und Wein gut gehen. Den Fluss immer im Blick verläuft er entweder parallel zur Radroute oder wir überqueren ihn über pompösen Brücken. Im Sommer kann man hier auch Kayaken und in den natürlichen Pools wird wohl auch gebadet. Anfang Mai ist es mir dafür noch etwas zu frisch.
1. Arnes – Lledò (offizieller Startpunkt)
Eine kleine mittelalterliche Stadt oder auch die Stadt inmitten von Mohnblumen, wie ich sie nenne. Kleine verwinkelte Altstadtgässchen inspirieren mich sofort zur Streetphotography. Es mangelt ein wenig an vorbeilaufenden Einwohnern. Das Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und ein Bienenmuseum kann man in Arnes besuchen. Mich fasziniert der Ausblick hinterm Rathaus über die Felder und Hügel.
2. Horta de Sant Joan
Das mittelalterliche Dorf zog bereits Pablo Picasso als jungen Mann an. Er lebte viele Monate im Elternhaus seines lebenslangen Freundes Manuel Pallares. Ein Picasso Museum darf deshalb nicht fehlen. Während eines Bummels durch die engen Gassen entdecke ich viele Details in Hauswänden, Türen oder Fenstern. In der Dorfmitte vor der Kirche spielen Kinder Fussball und die Einwohner treffen sich auf eine Schwätzchen. Das absolute Highlight der Ausblick auf das Felsenmassiv des Naturparks Els Ports an dessen Fuß sich ein Kloster an den Felsen schmiegt.
3. Prat de Comte
Auf halben Weg legen wir eine Pause in Prat de Comte ein, um dort in einer über hundert Jahre alten Destillerie mehr über das Schnapsbrennen zu lernen. Natürlich dürfen wir den wirklich leckeren Schnaps auch probieren. Mein Favorit: L’ Espirite de Comte – Cafe. Genau, Likörchen mit Kaffeegeschmack!
4. Verlassene Bahnhöfe
Auf der Via Verde passiert man einige verlassene Bahnhöfe. Ich bin nicht der größte Fan von verlassenen Gebäuden, aber ein Blick riskiert habe ich trotzdem.
5. Benifallet
Die Via Verde endet für uns am Bahnhof von Benifallet, der heute ein Restaurant und Hostel beherbergt. Frischer Salat, Oliven, Brot und gegrilltes Gemüse mit Pasta wird für mich als Veganer serviert.
Kurz vor dem Platzen lassen wir unsere Fahrräder am ehemaligen Bahnhof von Benifallet zurück, wo sie vom Verleiher abgeholt werden. Folgt man der Via Verde weiter erreicht man den Bahnhof Pinell de Brai. Achtung! Zum Ort sind es weitere 6 Kilometer.
6. Pinell de Brai
In der Weinkathedrale von Pinell de Brai aßen wir am Vortag sehr gut zu Mittag und durften uns durch verschiedene Weine probieren. Bevor wir eine Tour durch das beindruckende modernistische Gebäude von Cesar Martinell bekommen, in dem ganz nebenbei seit Anfang des 20. Jahrhunderts Wein gekeltert wird. Der Ort liegt ca. 6 Kilometer von der gleichnamigen Bahnstation entfernt.
Auf dem Ebro per Paddelboot nach Tortosa
Wir machen uns von Benifallet auf den Weg nach Xerta zum Ebro. Weitere 21 Kilometer werden wir im Paddelboot zurücklegen, um pünktlich zum Sonnenuntergang in der Mittelalterlichen Stadt Tortosa einzutreffen. Kurze Zeit später falle ich erschöpft und überglücklich ins Hotelbett.
Detaillierte Infos und alternative Kayak-Touren auf dem Ebro gibt es bei meinem Paddel-Partner: The Wandering Gourmand
Mit E wie Ebro (Terre de’l Ebre) nehme ich mit diesem Beitrag am Projekt „Stadt-Land-Fluß“ vom Blog Ferngeweht teil. Schaut doch mal vorbei und lasst euch von A-Z inspirieren!
Im Anschluss an den Besuch der TBEX Blogger Conference an der Costa Brava nutzte ich die Möglichkeit mit fünf anderen internationalen Reisebloggern auf Einladung an einem 3-tägigen Trip in die Region um den Ebro Fluss: Terre de l’Ebre teilzunehmen. Danke für die Einladung.
8 Kommentare
Danke für den schönen Beitrag zum Stadt-Land-Fluss-Projekt! Ich hatte von der Region auch noch nie etwas gehört. Sieht hübsch aus dort.
Es war wunderschön. Demnächst gibt es noch ein wenig mehr dazu 😉 Danke das ich bei deinem Blogprojekt dabei sein durfte.
Wow! Unmoeglich da nicht neidisch zu werden. Ich glaube, ich sollte auch Reiseblogger werden…
Es eröffnet definitiv ganz andere Welten, auch wenn ich die Mehrheit meiner Reisen ja auf eigene Faust mache.
Die Region kannte ich noch gar nicht. Schade, wenn ich mir die hübschen und irgendwie auch angenehm ruhigen Bilder anschaue 🙂
Ja, so ging es mir auch. Kannst du ja für deinen nächsten Spanientrip einplanen 😉 Ich entdecke auch immer mehr die Orte abseits der großen Städte für mich. Am schönsten ist eine Mischung. Ein bißchen Großstadt und dann noch raus in die Natur.
Nice post, Synke. Schönne photos!
Wow, bin hier gelandet bei meiner Recherche für Fernradwege in Spanien. In Spanien ist ja der Radtourismus, trotzdem es ein Rennrad-Land, ist wie wir ihn kennen noch unterentwickelt.
Da sind solche Tipps echt hilfreich. Danke!